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Kais Filmtagebuch, „Robo Geisha“ (Japan, 2009)

Kais Filmtagebuch, „Robo Geisha“ (Japan, 2009)

Noboru Iguchi ist mir seit „Zombie Girl“ ja der liebste aller japanischen Billigregisseure (und vielleicht auch nur, weil mir auf Anhieb nicht so viele andere einfallen). Daher war es mir eine Freude, auf Vickys Vorschlag hin, „Robo Geisha“ als Filmtagebuch zu verwursten.

„Robo Geisha“ ist 2009 entstanden, also rund zwei Jahre vor „Zombie Girl“, und man merkt dem Ganzen schon an, dass er nicht so viel Geld  zu Verfügung hatte. Aber dazu später mehr…

Der Film beginnt mit einem Präsidentschaftskandidaten (natürlich Kandidat für das japanische Präsidentenamt), der sich mit einer Geisha vergnügt, als sein Berater hereingestürmt kommt und ihn vor einem Erpresser warnt. Entweder er ziehe seine Kandidatur innerhalb von 3 Minuten zurück, oder er stirbt. Hierauf folgt zunächst ein Monolog des Kandidaten darüber, was man in 3 Minuten auf der Toilette erledigen kann und schickt seinen Berater fort. Er möchte lieber mit der Geisha intim werden. Als der Kandidat ihr aber auf die Titte drückt, drehen bei der Geisha die Augen durch und sie zeigt ihr wahres Roboterwesen. Da sie allerdings nicht alleine mit den Bodyguards des Kandidaten fertig wird (oder keine Lust hat, alles selber zu machen), teilt sie sich, wie damals in inquisitorischen Zeiten die eisernen Jungfrauen, einmal in der Mitte und herausspringen zwei Frauen mit Penismasken (und Penis BHs). Während die Bodyguards sich also mit den Penisdämonenroboter (sogenannte Tengun-Kriegerinnen, basierend auf echten Gestalten der japanischen Mythenwelt) beschäftigen, geht die böse Robo Geisha mit dem Kandidaten stiften (ha, wusste ich es doch, die hatte keinen Bock auf die ganze Arbeit). Bevor sie aber den Kandidaten mit Hilfe einer Kreissäge, die ihr aus dem Mund wächst, entleiben kann, eilt die gute Robo Geisha (ich kann den Namen ja schon  mal verraten, sie heißt Yoshie) zur Rettung, schießt die böse Geisha mit ihrer Perückenkanone ab und erzählt dem Kandidaten dann in aller Ruhe ihre Geschichte (während nebenan noch die Penisdämoninnen Ninjasterne aus ihren Hintern verschießen).

Am Anfang war Yoshie nämlich gar keine Geisha (und auch kein Roboter), sondern nur, obwohl die hübschere, die Putze, Prügelknabe und Mädchen für alles für ihre Schwester Kikue, die selber eine richtige Geisha ist. Als Kikue ihre Schwester aber eines Tages ein bisschen verhaut, weil sie ihr durch ihre Tollpatschigkeit einen Geisha-Auftritt versaut hat, wird Yoshie so wütend, dass sie glatt ein Telefonbuch zerreißt (und das in Japan, da sind die Dinger doch gerne mal doppelt so dick wie hier). Das beobachtet der Geisha-Gast und Geschäftsmann Hikaru. Von den Kräften beeindruckt, lädt er Yoshie ein, sich mit ihm im Wald zu treffen (sehr seriös). Interessant dabei ist, dass er sie, gleich nachdem sie angekommen ist, fragt, ob er sie nach Hause bringen darf. Jedenfalls begegnen sie unterwegs einer Verflossenen von Hikaru, die die beiden mit einem Messer…ich sag mal angreift. Im Prinzip rennt sie nur mit der ausgestreckten Klinge auf die beiden zu, und das nicht einmal schnell, sieht eher so aus, als würde sie jeden Moment hinfallen. Doch es reicht, dass sich Yoshie bedroht fühlt, sie springt in die Luft und schickt die Angreiferin mit gezielten Fußtritten (im Matrixstyle, das heißt in der Luft schwebend) zu Boden. Hikaru ist begeistert die Richtige gefunden zu haben (das heißt doch nichts Gutes). Yoshie eilt heim, während Hikaru die Penisdämoninnen herbeiruft, damit diese der Ex den Rest geben (sie bespritzen die Gute mit säurehaltiger Milch aus ihren Brüsten).

Kurz darauf werden die beiden Schwestern eingeladen, den Firmen- und Familiensitz von Hikaru  zu besuchen. Die beiden stapfen also durch die Pampa und sehen das riesige, altertümliche Gebäude (ähnlich einer Pagode) nicht, bis sie direkt davor stehen. Übrigens finden wir unterwegs noch heraus, dass die beiden Waisen sind, und Kikue (die Ältere) immer versucht hat, die beiden durchzubringen. Im Firmensitz gibt es zunächst Essen mit Hikaru und seinem Vater. Dann enthüllt dieser, dass das nicht nur eine Stahlfabrik sein, sondern auch eine Waffenfabrik (im Hintergrund baumelt währenddessen die schönste cartoonesksche Rakete, die ich je in einem Film gesehen habe). Natürlich ist das alles eine Falle. Die beiden Schwestern werden zur Roboter Geisha-Miliz gebracht, und werden dort gezwungen gegeneinander bis zum Tod zu kämpfen. Kikue ist dazu nur allzu gerne bereit, gibt sie doch Yoshie die Schuld an allem. Yoshie geht natürlich als Siegerin hervor, aber immerhin muß sie ihre Schwester nicht umbringen, scheinbar reicht es doch, sie einfach zu besiegen (Pfui, ich fordere Einhaltung der Regeln!). Die beiden werden in das Robo Geisha-Programm aufgenommen. Yoshie punktet dabei mit ihrer natürlichen Begabung und Kikue mit ihrem Hass auf Yoshie und ihrem Einsatz. Belohnt werden sie mit immer weiteren Roboterbauteilen. So bekommt Kikue eine Tittengatling, mit der sie beim Schießtraining alle anderen in den Schatten stellt (wobei sogar ich bei der geringen Entfernung die lebenden Ziele treffen würde). Yoshie darf mit Achselklingen Menschen meucheln. Zum Abschluss des Trainings gibt es dann noch einen Probe Einsatz gegen drei Samurai-Yakuza. Dabei wird die Robo Geisha-Truppe überraschenderweise mächtig aufgerieben. Kikue muß sich sogar vor Yoshie stellen und ihr das Leben retten (und sich selbst verwunden lassen). Zu guter Letzt gewinnen aber die Robo Geishas, und Yoshie kann den ganzen Ruhm einheimsen, da sie den Yakuza-Chef gekillt hat.

Yoshie ist also fortan erfolgreich als Killerin unterwegs. Zumindest so lang, bis sie eine alte nette Dame umbringen soll. Diese ist nämlich Leiterin einer Widerstandsgruppe gegen den Hikaru-Konzern. Die Gruppe möchte die verschwundenen Mädchen, meist Familienangehörige, wieder zurückholen. Yoshie, von der Gruppe nett behandelt, bekommt Gewissensbisse,  und sie erkennt, dass der Konzern, für den sie arbeitet, nicht so ganz koscher ist. Darum ist es kein Wunder, dass sie die Gruppe, während diese die japanische Version von Kumba Ya (oder so, immer diese Weltverbesserer und ihre Gitarren) singen, nicht hinterrücks über den Jordan schicken kann. Sie hilft ihnen sogar, zu fliehen.

Hikaru sieht so etwas natürlich nicht gerne. Dennoch gibt er Yoshie, ob ihres herausragenden Talentes, noch eine Chance. Sie soll zwei Terroristenbrüder umbringen. Tut sie dies nicht, wird Kikue um die Ecke gebracht. Alles läuft bei dem Einsatz prima, sie sticht dem einen die Augen mit Shrimps aus und haut dem anderen den Kopf in den Rumpf. Letzterer erholt sich aber immer wieder und erzählt von der Geheimwaffe Hikarus, die ganz Japan zerstören soll. Bevor Yoshie allerdings davoneilen kann, um Hikaru zu stoppen, jagt sie aus Versehen den Bombengürtel des Shrimp-geblendeten Bruders hoch. In der Firmenzentrale ist man hoch erfreut, dass Yoshie explodiert ist und der Plan, sie aus dem Weg zu schaffen so gut funktioniert habe (was ist das denn für ein Plan, zu hoffen, dass Yoshie den Bombengürtel aktiviert). Nur Kikue ist traurig, dass ihre Schwester tot ist und hält einen Sermon darüber, wie doll sich Geschwister streiten und hassen können und dennoch traurig sind, wenn einer davon stirbt.

Yoshie ist natürlich, Überraschung Überraschung, nicht tot, ihr fehlen nur ihre Beine. Glücklicherweise wird sie von der Widerstandsgruppe aufgelesen, die sie wieder zusammenflicken. Als Yoshie wieder zu Bewusstsein kommt, ist die Gruppe gerade dabei, zur Firmenzentrale aufzubrechen, um die Mädchen heraus zu verlangen. Yoshie will sie natürlich daran hindern, ist aber zum einen zu geschwächt und zum anderen stellt ihr die alte Lady den Strom ab.

Hikaru wandelt Kikue inzwischen zu einem vollständigen Roboter um, er löscht also auch ihr Bewusstsein aus. Die Szene endet mit dem zärtlichen Streicheln von Hikaru. Er streichelt Kikues Schädel und Hirn…

Die Weltverbesserer haben es zur Firma geschafft und sitzen nun im Pressekonferenzraum sogar Hikaru und seinem Vater gegenüber. Und sie sind nicht so doof, wie ich dachte, sie haben immerhin Waffen mitgebracht, um ihre Forderung zu unterstreichen. Und Pläne von der Super-Comic-Atomrakete, deren Kopien Yoshie an die Behörden liefern soll (nur doof, dass die davon scheinbar nichts weiß, und man nie wieder davon spricht).

Yoshie ist mittlerweile wieder aufgewacht (ohne Strom?), und humpelt Richtung Firma, doch sie kann irgendwann nicht mehr. Da hört sie die Stimme der alten Lady, die ihr einen tollen Rat gibt (sowas wie glaube an dich selbst oder so). Daraufhin fasst Yoshie neuen Mut, und ihre neuen Beine, die zum Laufen zu schwach waren, verwandeln sich in einen Minipanzer. Es schließt sich die schlechteste Fahrsequenz aller Zeiten an. Doch so schnell sie jetzt auch unterwegs ist, sie kann nicht verhindern, dass die Widerständler per Schulterkanonen von den zwei Bossen erschossen werden (bis auf drei, den Rollstuhlfahrer, die alte Lady und den Gitarrenspieler). Ebenso wenig kann sie verhindern, dass dem pagodenartigen Firmensitz Arme und Beine wachsen und er nun als riesiger, alles zerstörender Roboter durch die Gegend läuft. Sehr modebewusst trägt der Riesenrobbi die Atomrakete/Bombe als Medaillon um den Hals. Der Plan sieht vor, diese in den Fujiyama zu werfen und damit Eruptionen hervorzurufen, die Japan zerstören.

Während in der Roboter-Pagode der Rollstuhltyp Hikarus Vater per Kniescheibenpistole erschießt, zerstört das Riesending Häuser, die ob der schweren Wunden in Strömen bluten (ja, und es sieht so dämlich aus, wie es klingt). Yoshie, deren Panzer auch senkrechte Wände hinauf fahren kann, erkämpft sich einen Weg in die Pagode, während der Rollstuhltyp innen munter Robo Geishas umbringt (die er ja eigentlich mal befreien wollte). Dabei stirbt er, schön eingerahmt von Brüsten.

Yoshie hat es in dem Pagodenrobbi mit den beiden Penisdämoninnen zu tun, und sie bekämpfen sich mit ihren Arschklingen (ja, Klingen, die aus ihren Hintern kommen). Yoshie scheint ein wenig die Oberhand zu haben, aber wer gewinnen würde, wissen wir nicht, denn die beiden verbliebenen Widerstandskämpfer greifen aus Versehen ins Kampfgeschehen ein. So bringen sich jeweils ein Dämon und ein Gruppenmitglied mehr oder weniger unabsichtlich gegenseitig um (wie ironisch, es sind ihre jeweiligen Verwandten, oder wie die alte Dame sagt: „Du warst eine böse Enkelin, jetzt stirb!“).

Bevor sich Yoshie jetzt allerdings Hikaru, der den Roboter durch seinen Körperbewegungen steuert, vornehmen kann, muß sie sich erst noch ihrer Schwester widmen. Da diese aber durch und durch verrobotert ist, hat sie  einen Vorteil. Yoshie kann den Kampf nur gewinnen, weil sie an die Gefühle ihrer Schwester appelliert und enthüllt, dass sie eigentlich nur Halbgeschwister sind (ob das nur erfunden ist, oder nicht, wird mir nicht so ganz klar). Durch diesen Schock kehrt das Kikue-Bewusstsein zurück und die beiden Robotermädchen vereinen sich (während der ganzen Zeit hätte Hikaru übrigens die Bombe locker 10mal in den Fuji werfen können). Es versteht sich von selbst, dass sie Hikaru verprügeln. Und als sie diesem einen Kinnhaken verpassen, der ihn in die Lüfte hebt, fliegt auch der Roboter kilometerweit in die Luft und explodiert schließlich. Ende gut, alle tot. Als letzte Einstellung betrachten wir die beiden Schwestern noch, wie sie endlich als normale Geishas gemeinsam einen Tanz tanzen können (vermutlich als Geister).

Was aus dem Präsidentschaftskandidaten wurde? Das weiß keiner…

Ich hab Noboru Iguchi ja einiges zu getraut, aber das ist schon ein starkes Stück. Als Komödie geplant, kann ich den ganzen Mist natürlich nicht ernst nehmen, das hat ja auch der Regisseur und Drehbuchautor Iguchi nicht gemacht (und selbst wenn, ich hätte es ohnehin nicht ernst genommen). Asiatische Komödien sind eben ein bisschen anders. Allerdings kann man auch bei einem dämlichen Comedy-Film darauf achten, dass es nicht zu viele Ungereimtheiten gibt (was ist mit dem Präsidentschaftskandidat? Warum bestellt Hikaru Yoshie in den Wald, nur um sie nach Hause zu bringen? Und was ist mit den Kopien der Bombenpläne?).  Dazu kommen unausgegorene Charaktertwists, wie zum Beispiel bei Kikue, die ihre Schwester erst hasst, so dass sie sie sogar umbringen will. Dann aber lässt sie sich durch die Behauptung, sie seien nur Halbgeschwister, wieder besänftigen. Die Widerstandskämpfer scheinen da auch nicht besser. Obwohl sie gekommen sind, um die Mädchen zu befreien, haben sie erstaunlich wenig Probleme damit, diese über den Haufen zu schießen. Der Einzige, der konsequent bleibt, scheint Hikaru zu sein. Dem ist von Anfang an nicht zu trauen.

So bizarr manche Charaktermomente sind, so simpel gestrickt ist eigentlich die Geschichte. Es gibt keinen Überraschungsmoment. Aber das spielt im Prinzip auch keine Rolle, denn der Film unterhält mit seinen wirklich skurrilen Einfällen. Ob Arschklinge, Kniescheibenpistole, Tittengatling oder Hintern-Ninjasterne, so etwas hat man noch nirgendwo anders gesehen (geschweige denn je gehofft zu sehen). Mein persönliches bizarr-Highlight sind aber die blutenden Häuser.

Dabei sind die Makeup-Effekte oftmals richtig gelungen. Seien die Dinge auch noch so lächerlich, sie sehen doch recht gut aus. Das gilt aber nur solange, als da keine Computergrafiken verwendet werden. Kommen diese ins Spiel, sieht der Film schlechter und unüberzeugender aus, als die Waffen der Power Rangers. Sehr gut gefallen hat mir aber, dass sie für die Roboterpagode die gute alte Godzillamethode verwendet haben, sprich einen Typ im Pagodenkostüm durch eine Miniaturstadt laufen lassen.

Die Schauspieler sind eigentlich kaum der Rede wert, die meisten gehören scheinbar zur Stammriege von Iguchi. Ausnahmen bilden da der Rollstuhltyp Naoto Takenaka, der auch schon mit Jackie Chan gearbeitet hat („Stadt der Gewalt“). Auch Kikue (Hitomi Hasebe) war in nicht Iguchi-Filmen (zum Beispiel „Battle Royal 2“). Und die Hauptdarstellerin Aya Kiguchi ist eigentlich Fotomodel.

Musikalisch hat der Film nicht so viel zu bieten. Es klingt alles ein bisschen nach Synthesizer, obwohl ich doch manche stellen ziemlich gut unterlegt finde (zum Beispiel die Panzerverwandlung von Yoshie). Da möchte die Musik gerne episch-dramatisch klingen, was ihr natürlich nicht gelingt. Nichtsdestotrotz hört es sich hier am besten an, im Vergleich mit dem Rest des Films.

Man kann also sagen, der Film unterhält. Er ist sehr viel weniger verwirrend und undurchsichtig wie „Zombie Girl aka Tomie Unlimited“, sondern eigentlich (von dem Grundprinzip der Story her) ziemlich konventionell. Die vielen verrückten Einfälle, teils gute, meistens aber schlechte Effekte und der seltsam anmutende japanische Humor (siehe die 3 Minuten-Tirade des Präsidentschaftskandidaten) sorgen für einen hohen Unterhaltungsfaktor.

Edit: Hier noch die Panzertransformierungsszene als Apetitthäppchen

 
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Verfasst von - März 14, 2013 in Filmtagebuch

 

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