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Kais Buchtagebuch – Jane Austen – „Sense and Sensibility“ (UK, 1811)

In der großen, weiten Welt der Literatur gibt es den ein oder anderen Klassiker, den ich immer noch nicht gelesen habe. Jules Verne gehört zum Beispiel dazu, oder aber auch Cervantes´ „Don Quichotte“. Nun, eine Autorin kann ich nun immerhin von der Liste streichen, nämlich Jane Austen, deren Buch mir in die Hände fiel.

Elinor und Marianne Dashwood, sowie ihre jüngste Schwester, deren Existenz für das Buch keine Rolle spielt, als auch die Mutter der drei könnten ein ruhiges Leben leben auf dem Familienanwesen, wäre da nicht der Vater gestorben, und wäre da nicht der geldverliebte Halbbruder mit seiner ebenso geldverliebten Ehefrau. Diese wollen nämlich, erbrechtlich auch sicherlich völlig korrekt, da ältester Nachkomme, sich wohnlich in der Wohnstatt einrichten. Elinors Schwägerin kommt das gerade recht, da ihr Bruder Edward Ferrars gerade dabei ist, sich in Elinor zu vergucken. Da sie jedoch nicht über eine ausreichende Mitgift oder gesellschaftliche Stellung verfügt, ist sie natürlich nicht die richtige für ihn.
Die Halbschwestern und deren Mutter sollen also Platz machen und dürfen in ein sehr viel kleineres Cottage ziehen, wobei das im direkten Cottage-Vergleich eher ein größeres sein dürfte. Immerhin müssen dort 4 Damen plus Dienstschaft Platz finden.
Glücklicherweise finde sich in der neuen Nachbarschaft ein entfernter Verwandter der Mutter Dashwood, der die Damen mit allerlei Dinners, Bällen und Ausflügen bei Laune hält. Eines regnerischen Tages, als Marianne sich während eines Spaziergang/Wettrennens den Knöchel verstaucht, trifft sie auf den ansehnlichen Willoughby. In den kommenden Wochen entwickelt sich zwischen den beiden eine richtige Romanze, womit die beiden so ziemlich allen anderen auf die Nerven fallen, zumindest jedoch kann die ruhige und sich allen Gesellschaftsnormen gemäß verhaltende Elinor nicht so für die Beziehung begeistern wie Mrs Dashwood. Eines Tages reist Willoughby jedoch recht überstürzt ab, was die sehr gefühlsgesteuerte Marianne wenig überraschend in tiefe Trauer stürzt.
Bald darauf kommen die Geschwister Steele in die Gegend. Die Beziehung zwischen den beiden Geschwisterpaaren (da die jüngste Dashwood-Tochter ja eher eine Randnotiz denn eine Figur ist) ist alles andere als freundschaftlich.. Dennoch weiht Lucy Steele Elinor in das Geheimnis ihrer Verlobung mit Edward Ferrars ein, eine Verlobung, die scheinbar schon seit sehr jungen Jahren besteht, aber geheim gehalten werden muss, da Edwards Familie auch Lucy als nicht gut, bzw. reich genug ansieht. Elinor trägt nun also eine schwere Bürde mit sich, die sie aber mit niemandem teilen kann, da sie völlige Verschwiegenheit versprochen hat.
Um die Stimmung ein wenig zu heben, nehmen die beiden das Angebot einer älteren Bekannten an, diese mit nach London in ihr Stadthaus zu begleiten und dort Dinners und Bälle zu besuchen.
In London angekommen gibt es bald den nächsten Tiefschlag für Marianne. Willoughby meldet sich nicht auf ihre Briefe und kommt auch nicht auf einen Besuch vorbei. Schlimmer noch, auf einem Ball treffen die Dashwood-Damen rein zufällig auf den jungen Mann. Dieser jedoch zeigt ihnen nur die kalte Schulter und unterhält sich lieber mit seiner weiblichen Begleitung. Als er dann noch alle Briefe und die Haarlocke, die er von Marianne bekommen hat zurückschickt, lässt das Marianne in tiefste Trauer und Melancholie stürzen.
Auch in Elinors Liebesleben tut sich etwas. Also…eigentlich nicht, aber bei Edward Ferrars. Dieser wurde, als seine Verbindung zu Lucy Steele herauskam, von seiner Familie enterbt und verstoßen.
Aufgrund dieser Ereignisse wünscht das Geschwisterpaar verständlicherweise heimzureisen, mit einem kurzen Zwischenstopp. Dort zieht sich Marianne allerdings eine schwere Erkältung zu, vielleicht sogar eine Grippe, jedenfalls so schwer, dass sich die Angehörigen ernsthaft um das Überleben Mariannes sorgen. Eines Nachts steht auf einmal Willoughby vor der Tür, welcher zufällig von Mariannes Zustand erfahren hatte. Diese ist nicht in der Verfassung, Besuch zu Empfangen, daher muss er Elinor sein Verhalten erklären. Es folgt eine leidliche Entschuldigung, dass er sein Leben lang immer nur für sich selbst gelebt hatte, und ihn erst Marianne auf den rechten Weg gebracht hätte, auch wenn ihm das erst später bewusst wurde. Die Frau, die ihn in London begleitete, hätte er heiraten müssen, weil er vor allem deren Geld benötigt hätte. Diese hat ihn aus Eifersucht gezwungen, die Briefe und die Locke zurückzuschicken. Nach diesen Erklärungen verschwindet Willoughby wieder, sowohl aus dem Leben der Dashwoods als auch aus dem Roman.
Marianne erholt sich glücklicherweise wieder, und so können die Dashwoods ihre Heimreise antreten und endlich wieder die Ruhe ihres kleinen Häuschens genießen, bis, ja bis Elinor durch einen Diener von der Heirat des Herren Ferrars mit Miss Steele erfährt. Daraufhin geht es Elinor natürlich nicht so gut und Marianne bekommt ein schlechtes Gewissen, weil sie ihre Schwester mit ihren eigenen Sorgen beschwert hatte und sich nicht um die ihren gekümmert hatte.
Wenige Tage später kommt ein überraschender Gast. Edward Ferrars steht vor der Tür. Dieser muss nun erst einmal eine Verwechslung aufklären. Lucy Steele hat seinen Bruder Robert Ferrars geheiratet, da dieser ja nicht von seiner Familie verstoßen war, und demnach bessere monetäre Aussichten zu bieten hatte. Und da Robert, zum Glück für sie, der Lieblingssohn ist, wurde dieser auch nach der Blitzhochzeit nicht enterbt. Edward jedenfalls, der diese Verlobung nur aus jugendlichem Überschwang eingegangen und aus Pflichtgefühl aufrecht gehalten hatte, steht es nun frei, die Frau zu ehelichen, zu der er sich hingezogen fühlt.
Und auch Marianne findet ihren Mann fürs Leben in Colonel Brandon, der sich die ganze Zeit über als ein verlässlicher Freund der Familie gezeigt hatte und ein aufrechter, hilfsbereiter Mann ist. So hat er zum Beispiel Edward Ferrars ein Haus beschafft, in welchem er mit seiner damaligen Verlobten hätte wohnen können, ohne dass er diesen persönlich gekannt hätte.
Ein richtiges Happy End also.

Wie man nun unschwer erkennen kann, besteht das Hauptthema des Romans aus dem Gegensatz zwischen Verstand (Elinor) und Gefühl (Marianne), wenn man genau hinschaut lassen sich noch andere Paarungen entdecken. Am augenfälligsten sind wohl die beiden Herzensmänner, die sich der ihnen thematisch passenden Frau widmen. Genau so gut passen allerdings auch Elinors Mutter und die Mutter von Edward in das Schema. Das gute daran ist, das Jane Austen darauf verzichtet sich auf eine Seite zu schlagen.
Die beiden Mütter stehen zwar als direkte Gegensätze gegenüber, Mrs. Ferrars als der berechnende Verstand, die vor allem auf finanzielle Absicherung ihrer Nachkommen bedacht ist, Elinors Mutter, die genauso emotional gesteuert ist wie Marianne. Hier ist das Gefühl eindeutig die positiv besetzte Seite, die ihre Kinder unterstützt und ihnen keine Vorstellungen oder wünsche aufzwingt.
Bei Edward und Willoughby hingegen ist Verstand das positive Lebensgefühl, Jemand, der Verantwortung übernimmt und nicht einfach seinen Emotionen nachgeht und alles stehen und liegen lässt.
Dann kommt schließlich das Geschwisterpaar. Elinor und Marianne stehen zwar für die Unterschiedlichen Seiten, ergänzen sich aber gegenseitig. Elinor steht Marianne mit ihrem bedachten Rat zur Seite und Marianne hilft ihrer Schwester, indem sie mit ihr mit trauert, sich freut, etc. Hier ist also alles ausgeglichen.
Was gibt es sonst inhaltlich interessantes? Nur denn bitteren Alltag einigermaßen wohlhabender junger Damen, die nicht wissen, wie sie die Tage verbringen sollen außer mit Dinners und Bällen (zum tanzen). Wahlweise gibt es auch noch Bücher zu lesen, Bilder zu malen und Klavier zu spielen. Natürlich mag da auch ein gewisses Maß an Satire dahinter stecken, welche der Autorin ja auch zugesprochen wird.

Ja natürlich schreibt Jane Austen über das, was sie kennt und so wie sie es kennt. Und eine arbeitende Persönlichkeit des späten 18. Jahrhunderts hätte wohl kaum Zeit gehabt besonders viele oder tolle Bücher zu schreiben. Dennoch finde ich es schon befremdlich, wenn die Bediensteten immer nur dann erwähnt werden, wenn sie etwas sagen dürfen, und dann meistens nicht einmal namentlich. Andererseits steht auch die jüngste der drei Schwestern dermaßen im Hintergrund, dass ich mich frage, warum sie überhaupt existiert, dass man diese Konzentration auf die Hauptfiguren nicht als bösen Willen sehen darf, sondern eher als Kunstgriff.

Apropos Kunstgriffe, Jane Austen schreibt gerne im Stilmittel der erlebten Rede („Warum ging er nicht einfach?“ statt „Sie fragte sich, warum er nicht ging.“). Im deutschen empfinde ich das als eher unangenehmes Stilmittel. Ich kann es nicht genau erklären, aber es klingt für mich einfach schlecht. Da ich aber die englische Ausgabe gelesen habe, ist es mir nicht so negativ aufgefallen. Eigentlich überhaupt nicht. Scheinbar funktioniert das da besser.

In Jane Austens Romanen kann man immer viel biographisches Entdecken. Das geht sogar so weit, dass für die Verfilmung von „Stolz und Vorurteil“ dasselbe Häuschen als Kulisse genommen wurde wie für den biografisch angehauchten „Geliebte Jane“. Sicherlich würde das auch ein guter Hintergrund für das Cottage der Dashwoods darstellen. Übrigens hatte die Autorin selber nur eine jüngere Schwester, dafür aber sechs ältere Brüder. Und im Gegensatz zu den angesprochen zwei Werken von ihr, die ich kenne, war Jane Austen kein Happy End mit Heirat vergönnt. Sie blieb Zeit ihres Lebens ledig. Das spricht natürlich nicht gegen ein Happy End, nur eben gegen eines mit Ehemann.

Ihre Werke, obwohl schon Jahre zuvor fertig gestellt, wurden alle erst ab 1811 veröffentlicht, nur 6 Jahre vor ihrem Tod. „Sense and Sensibility“ war das erste, und es trug, wie alle anderen auch, nur den Vermerk „by a Lady“, wurde also quasi anonym veröffentlicht. Dabei wurden ihre Bücher schon zu ihren Lebzeiten gut aufgenommen und in verschiedene Sprachen (Deutsch und Französisch) übersetzt. Dennoch verzichtete sie darauf namentlich genannt zu werden, auch wenn das im Laufe der Zeit ohnehin nur noch ein offenes Geheimnis darstellte.

Seltsamerweise zählt zu einen der Kritikern Austens Emily Brontë. Man sollte doch meinen, dass diese beiden Autorinnen, die ein sehr ähnliches Feld bearbeiteten, eine gewisse Verbundenheit verspürt haben sollten, doch Miss Brontë empfand die Schreibweise ihrer Kollegin als zu oberflächlich. Es würde ihr an Leidenschaft und Herzblut fehlen. Nun, zu einem gewissen Teil möchte ich ihr da beinahe zustimmen. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob ich das bei „Jane Eyre“ nicht genauso empfinden würde. Das werde ich wohl erst erfahren, wenn mir das Buch sehr günstig unter die Finger kommt.

So, jetzt bin ich ein bisschen vom Thema abgekommen. Es geht doch hier um „Sense and Sensibility“. Das Buch hat hin und wieder Längen, zugegeben, und das Ende dürfte niemanden überraschen. Dazu kommt, dass sich die Figuren durch die damals angebrachten Verhaltensweisen oftmals unglaublich ungelenk aufführen und um Dinge herumreden, dass man sich oder ihnen an die Stirn klatschen möchte. Dennoch tut es nicht weh, unterhält größtenteils und lässt sich am besten genießen bei einer Tasse Tee, ein paar Scones und leichter Musik im Hintergrund. Dann fühlt man(n) sich wie eine richtige Lady die Ladysachen macht.

 
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Verfasst von - April 23, 2015 in Buchtagebuch

 

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Kais Buchtagebuch – Walter Moers – „Das Labyrinth der träumenden Bücher“ (Deutschland, 2011)

Kais Buchtagebuch – Walter Moers – „Das Labyrinth der träumenden Bücher“ (Deutschland, 2011)

Ah, Zamonien. Ein Land, in dem alles möglich erscheint, in dem alle nur erdenklichen Kreaturen zu leben scheinen und so ziemlich jede Literaturgattung ihren Abnehmer findet. Es war im Jahre 2004, als Walter Moers die Leser mit dem ersten Teil der Memoiren Hildegunsts von Mythenmetz bekannt machte. Das frühe Leben eines der größten zamonischen Autoren war erfolgreich genug, dass Moers sich daran machte, einen weiteren Teil der Autobiographie zu übersetzen.
200 Jahre sind seit dem ersten Buch vergangen, und Hildegunst von Mythenmetz hat sich auf der Lindwurmfeste verkrochen, sonnt sich in seinem Erfolg und verspeist das ein oder andere Teigtäschchen zu viel. Bis, ja bis er eines Tages in seiner Fanpost einen Brief findet, der in beunruhigender Weise mit dem Schattenkönig und seinen eigenen Erlebnissen in Buchhaim im Zusammenhang stehen zu scheint. Nach einigem Zögern wagt Hildegunst den Schritt über die Türschwelle und hinein in die große weite Welt.
In Buchhaim stellt er fest, dass die 200 Jahre nicht nur an ihm nicht spurlos vorüber gegangen sind, sondern auch die Stadt sich erheblich verändert hat. Zu den neuen Vierteln, neuen Institutionen (wie zum Beispiel spezielle Rauchersalons) gesellt sich eine neue Kunstform – der Puppetismus. Dieser ist am ehesten mit unserem Marionettenspiel vergleichbar, geht aber noch ein gutes Stück darüber hinaus mit postexpressionistischen, nihilistischen, surrealistischen Formen (und noch vielen weiteren). Ich könnte jetzt noch gut eine Ewigkeit weiter über den Puppetismus an sich schreiben, denn schließlich nimmt er auch einen Großteil des Buches ein. Hildegunst hat zum Glück seine gute Schrecksenfreundin Inazea, die begeisterte Puppetistin ist und ihm mit Rat und Tat zur Seite steht.
So kommt es auch, dass sie Hildegunst in eine Vorführung in den berühmten Puppaecircus Maximus schleppt, in welchem ein ganz besonderes Stück gezeigt wird, nämlich Hildegunsts Abenteuer aus dem ersten Buch. Und dieses wird jetzt nochmals in aller Genauigkeit beschrieben, nur eben als Puppenvorstellung. Das ist zwar gut für Leute, die das erste Buch nicht kennen, aber im Prinzip ziemlich unnötig. Das hätte man durchaus zusammenkürzen können.
Dermaßen mit dem Puppetismusfieber angesteckt möchte Hildegunst alles über diese Form des Theaters wissen und verschlingt alles, was es über den Puppetismus zu wissen gibt. Er bekommt sogar die Gelegenheit mit dem Begründer des Puppaecircus zu reden. Dieser lädt ihn zu einem ganz besonderen Abenteuer in den Katakomben Buchhaims ein, dem berüchtigten Labyrinth der träumenden Bücher. Dort wird Hildegunst allerdings von seinen Begleitern allein gelassen. Im Dunkeln. Ende vom Buch.
Ja, ganz recht gelesen. Nach einem langen Exkurs über den Puppetismus und der langen Nacherzählung des ersten Buches ist die Geschichte hier quasi zu Ende (na gut, die Geschichte nicht, das Buch aber). Darum kann ich verstehen, dass viele Leute enttäuscht waren von „Das Labyrinth der träumenden Bücher“. Immerhin möchte man ja eine Geschichte lesen, und nicht nur eine Abhandlung über eine fiktive Kunstform, auch wenn diese sehr unterhaltsam war und der Leser vorgewarnt wurde, dass die nächsten Seiten auch übersprungen werden können.
Das erste träumende Bücher-Buch drehte sich vor allem um Literatur, das zweite legt seinen Schwerpunkt offensichtlich auf dem Theaterspiel und, wenn man so will, auch dem Film, quasi einer weiteren Modernisierung des Theaters. Dabei gibt es natürlich nicht nur positive Beispiele, sondern auch ziemlich offensichtliche Kritikpunkte. Seien es blutige Schlachten- und auch Schlachterstücke, die sehr trivial erscheinen, oder aber auch zu verkünstelte Art House-Puppetismusstücke.
Modernisierung spielt aber nicht nur auf der Theaterbühne eine Rolle, sondern auch im Stadtbild. Nachdem „Die Stadt der träumenden Bücher“ auch in Zamonien ein Verkaufserfolg war, wurde aus Buchhaim ein Touristenmagnet. Jeder wollte die Stadt sehen, die fast vollständig niederbrannte. Dadurch waren natürlich einige Neuerungen unumgänglich. Die Rauchersalons habe ich ja schon erwähnt, spezielle, fensterlose Räume, in denen geraucht werden darf (der Brandvermeidung wegen). Und natürlich gibt es auch eine Menge Hotels und neuer gastronomischer Institutionen. Ein wenig peinlich ist dabei die Szene in einem Starbucks-ähnlichem Laden geraten, in welchem Hildegunst Probleme hat, sich einen Kaffee zu bestellen auf Grund der verwirrenden Namensgebung. Nicht nur, dass solche Szenarien schon von vielen anderen genannt wurden, nein, an diesem Punkt verstärkt sich das Gefühl, dass der Autor lieber in der guten alten Zeit leben würde noch viel mehr. Davor gab es schon einige kritische Bemerkungen gegenüber der neuen Hotels und des neuen Stadtbildes. Da bleibt jetzt nur die Frage, ob allein Hildegunst derart unerfreut über große Veränderungen ist, oder wie viel von Moers selbst hier reingeflossen ist. Neben dem Puppetismus-/Theatermotiv ist also auch die Modernisierung ein Thema.
Ein immer wiederkehrendes Element in den Zamonienromanen sind ellenlange Aufzählungen mit erfundenen oder verdrehten Worten, um zum Beispiel Gerichte oder Romane zu nennen. Im letzten Roman, den ich gelesen habe, nämlich dem Schrecksenmeister, kamen mir diese Aufzählungslisten extrem lange vor und traten wirklich häufig auf. Im Labyrinth hat sich das glücklicherweise wieder gebessert, sodass man sich nicht irgendwann vorkommt, als würde man nur einen Einkaufszettel lesen. Was in diesen Aufzählungsfolgen diesmal drin steckt, sind natürlich viele Autoren. Dabei sind die meisten Namen Anagramme bekannter Autoren unserer Welt. Es macht natürlich viel Spaß, immer wieder herauszufinden, wer jetzt wen darstellt (viele kennt man ja auch schon aus älteren Romanen), allerdings kann das auch einen Leser ab und zu aus der Welt des Romans herausreißen, was schade ist.
Eine Lanze muss ich für Walter Moers abschließend noch brechen, denn, wie dieser im Nachwort zu verstehen gibt, ist er sich sehr wohl bewusst, dass das Buch kein richtiges Ende hat, aber, so wie es scheint, wurde ihm von Seiten des Verlags ordentlich Druck gemacht, damit er seinen Zeitplan auch einhält. Darum endet das Buch auch so abrupt. Immerhin gibt es Hoffnung für alle, die sich brennend dafür interessieren, wie es weitergeht. Für diesen Oktober ist nämlich schon der nächste Teil, „Das Schloß der träumenden Bücher“, angekündigt.
Gelesen habe ich die Ausgabe des Knaus Verlags, welches von einem sehr hübschen Cover geziert wird, für welches Walter Moers und Oliver Schmitt verantwortlich sind. Aus dem Zamonischen von Walter Moers.

 
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Verfasst von - Juli 15, 2014 in Buchtagebuch

 

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