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Kais Tatorttagebuch, „Tatort: Die Rechnung wird nachgereicht!“ (Deutschland, 1975)

Kais Tatorttagebuch, „Tatort: Die Rechnung wird nachgereicht!“ (Deutschland, 1975)

Die Tatorts sind, was das Filmtagebuch betrifft, jetzt immerhin schon im Jahre 75 angekommen. Mittlerweile wirken sie nicht mehr ganz so unausgegoren, und ich habe auch schon ein paar Lieblingskommissare. Kommissar Konrad, der im heutigen Fall ermittelt, gehört dazu.

Der Tatort beginnt wo andere aufhören, nämlich im Gefängnis. Dort sitzt Felix Wuntsch ein, einziger Überlebender eines Gangsterduos. Als einziger Überlebender sollte er wohl auch wissen, wo die 1,2 Millionen Mark Beute aus dem letzten Coup sind, allerdings hat er bislang immer den Dummen gespielt und allen gekonnt glauben machen können, er sei völlig unwissend. Und es gibt genügend Leute, die hinter der Millionen her sind. Nicht nur Kommissar Konrad würde die Diebesbeute gerne konfiszieren, auch die Mitgefangenen von Wuntsch, ganz besonders Schuckert lecken sich gierig die Finger. Dieser hat nämlich Kontakte nach draußen und lässt über diesen Umweg Wuntschs Tochter Elke bedrohen. Diese soll dann nämlich ihrem Vater ausrichten, dass, falls Schuckert nicht erfährt, wo die Beute steckt, Elke etwas Schlimmes zu stoßen könnte. Wuntsch allerdings erzählt lieber Theo Kein, einem Mitinsassen, der in Kürze entlassen wird, wo das Geld ist. Ihm vertraut er nämlich genügend, und er glaubt ihm auch, dass dieser das Geld mit seiner Tochter teilen wird.

Theo Klein macht sich gleich nach seiner Freilassung auf die Suche, und stellt fest, dass er ein Problem hat. Denn an dem Ort, an dem das Geld vergraben ist, stehen mittlerweile Ferienhäuser. Nach kurzer Recherche hat er herausgefunden, wo der Erbauer wohnt und nimmt Kontakt zu ihm auf. Theo Klein möchte den ungewöhnlich korpulenten Bauherrn mit Namen Nicklisch nämlich erpressen, da er vermutet, dieser habe die 1,2 Millionen Mark ausgegraben. Nicklisch hat das Geld aber beim Bau gar nicht gefunden, allerdings ist er auch nicht auf den Kopf gefallen.  Durch die Informationen von Theo kann er sich ausrechnen, wo das Geld liegen soll und macht sich auf den Weg in die Hütte, um dort Grabungsarbeiten durchzuführen. Theo Klein  legt sich in die Büsche und beobachtet das Ganze. Doch nicht nur er, auch die bösen Bekannten von Schuckert liegen dort. Diese haben nämlich den Theo schon geraume Zeit im Auge. Und auch Kommissar Konrad hat sich gedacht, dass dieser Theo Klein mehr weiß und hat ihn beobachtet. Und so kommt es zum großen Showdown, an deren Ende natürlich der Kommissar als glücklicher Gewinner feststeht, und die bösen Buben ihre gerechte Strafe bekommen. Naja, Nicklisch nicht, der hat ja nicht viel getan, außer zu graben.

Dieser Tatort bietet am Anfang einen interessanten Einblick in das Alltagsleben deutscher Gefängnisse der 70er Jahre. Sehr überraschend fand ich, dass die Zellen wirklich wirklich klein sind. Die beiden Bewohner können beinahe nicht aneinander vorbeilaufen, so eng ist es da. Ebenso überraschend ist auch, dass im Gefängnishof Basketball gespielt wird (eine recht unprofessionelle Version mit seltsamen Regeln, aber immerhin…). In einem deutschen Gefängnis hätte ich ja eher Fußball erwartet.

Der Kommissar hat eigentlich nicht so viel zu tun, im Prinzip muß ihm nur irgendwann einfallen, den richtigen Mann beschatten zu lassen, dann muß er ihm nur noch folgen. So kommt es, dass man einen Großteil des Krimis Theo Klein bei der Arbeit beobachtet. Das ist allerdings gar nicht so schlimm. Theo Klein wird gut und sympathisch dargestellt. Udo Vioff ist zwar früher stark im deutschen TV-Geschäft unterwegs gewesen, seit 1996 machte er aber nichts mehr. Und da er auch nie eine wirklich große Rolle bekam, ist er heutzutage ein Unbekannter einer.

Bekannt hingegen ist Nicklisch, den der wird von Gunter Strack dargestellt, und er kommt auch richtig unsympathisch und geldgeil rüber. Mit einer ziemlichen Körperfülle scheucht er gerne mal seinen ihm an Körperfülle in nichts nachstehenden Sohn durch die Gegend.

Einen weiteren bekannten Namen trifft man noch an, nämlich Sky du Mont, den meisten geläufig als Santa Maria aus „Der Schuh des Manitu“. Er spielt den Bösen, wie er sie immer spielt, zwischen schleimig-charismatisch bis hin zu gefährlich. Eine gute Leistung für einen einfachen Tatort.

Sieht man einmal von dem plötzlichen Einfall ab, einfach die richtige Person beschatten zu lassen und ansonsten nichts wirklich Ermittelndes zu zeigen, ist das Ganze ein sehr sehenswerter Krimi, nicht zuletzt deswegen, weil Kommissar Konrad eine nicht verborgene Sympathie für Wuntsch und später auch für Theo Klein hegt und sich so einige interessante Dialoge ergeben.

 
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Verfasst von - Juni 6, 2013 in Tatorttagebuch

 

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