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Kais Buchtagebuch – Wolf Haas – „Auferstehung der Toten“ (Deutschland, 1996)

11 Mär
Kais Buchtagebuch – Wolf Haas – „Auferstehung der Toten“ (Deutschland, 1996)

So, mittlerweile sind Urlaub, Praxisbesuche und Berichte überstanden. Nun kann ich mich wieder den Tagebüchern widmen. Es ist einmal mehr etwas Kriminalistisches geworden.

„Auferstehung der Toten“ ist der erste Roman von Wolf Haas, und ebenso der erste Brenner-Fall, den Haas veröffentlichte.

Simon Brenner ist ein ehemaliger Kriminalinspektor der Wiener Polizei, der zur Zeit als Detektiv einer Versicherungsagentur arbeitet. Den Dienst hatte er quittiert, weil er mit seinem neuen Vorgesetzten nicht klar kam, oder umgekehrt. Zumindest spielten Brenners wasserblaue „Tschechenaugen“ eine Rolle im Konflikt.

Der erste Fall, den Brenner nun bearbeiten muss, ist zufälligerweise genau der letzte Fall, den er in seiner Eigenschaft als Polizist bearbeitet hatte. In Zell am See war ein älteres, amerikanisches Ehepaar in einem Skilift gefunden worden. Dummerweise hatten sie die Nacht in diesem verbringen müssen, und dümmererweise war es tiefster Winter. Die beiden waren also gut durchgefrorene Eisblöcke, ohne Puls und Atem.

Das Ehepaar waren die Schwiegereltern des Dorfbonzen Vergolder. Eigentlich Antretter, aber alle nannten ihn nur Vergolder. Vermutlich seiner Profession wegen, und seines Geldes.

Brenner jedenfalls hat nur wenig bis gar keine Spuren. Weder als Polizist, noch ein dreiviertel Jahr später als Detektiv. Stört ihn eigentlich nicht so sehr, sein Geld bekommt er dennoch. Aber dann führt er doch noch einige Gespräche, die er bislang nicht führte, und lernt einige Leute kennen, die er bisher nicht kannte. Und nach und nach tun sich vereinzelte kleine Risse auf, die sich immer weiter vergrößern und das Geheimnis enthüllen.

Der Brenner ist schon eine spezielle Figur. Meistens mürrisch, von Migräne geplagt, und etwas maulfaul. Dennoch scheint er eine unwiderstehliche Anziehung auf das weibliche Geschlecht haben. Seine Gedanken scheinen oft abzuschweifen, und sich an Nebensächlichkeiten aufzuhalten, was einer der Gründe für das Missfallen seines Vorgesetzten ist. Nun mag man geneigt sein, Übereinstimmungen zwischen Brenner und Haas zu suchen. Da ich den Autoren nicht kenne, kann ich da kaum etwas dazu sagen, wohl aber dies: Brenner ist ca. 10 Jahre älter als Haas, weil diesem dieses Alter fremd ist und es ihn darum interessiert. Wenn man nun kein Herz für einen kleinen Grummler hat, wird man sich als Leser mit Brenner etwas schwer tun.

Etwas anderes, woran mancher sich gewöhnen muss, ist Haas´ Schreibstil. Das ganze liest sich nicht wie ein üblicher Roman, sondern mehr wie eine Geschichte, die ein kauziger Kerl in einer Kneipe erzählt. Kurze Sätze, Umgangssprache, dialektische Einfärbungen, ständige Abschweifungen. Das widersetzt sich nicht nur den üblichen (Krimi-)Lesegewohnheiten, sondern lässt auch manchen Hinweis auf den Fall im allgemeinen Gemurmel untergehen. Da schadet es nicht, aufmerksam zu sein. Und es schadet nicht, das Büchlein noch ein zweites mal zu lesen. Denn es ist ganz interessant zu sehen, was sich alles schon andeutet, und zudem macht es ja auch Spaß. Denn letzten Endes ist das ein guter, aber auch recht kurzer Roman, der kauzige Charaktere zu bieten hat, und viel Atmosphäre verströmt.

Die Brenner-Reihe hat es mittlerweile schon auf 8 Einträge geschafft. Der letzte („Brennerova“) erschien vor 6 Jahren. Bislang sieht es nicht nach einem neunten Buch aus, aber wer weiß. Immerhin kündigte Haas schon einmal an, keine mehr zu schreiben (zugegeben, das war ein fiktiver Wolf Haas, der das sagte). Also gilt es, die Hoffnung nicht aufzugeben.

Gelesen habe ich die Ausgabe des Rowohlt Taschenbuch Verlags, welches von einem sehr hübschen Cover geziert wird, für das Notburga Stelzer verantwortlich ist. Die Illustration stammt von Jürgen Mick.

 
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Verfasst von - März 11, 2020 in Buchtagebuch, Kurzes Tagebuch

 

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